Ich muss zugeben, wenn ich früher Bayreuth gehört habe, dann habe ich es mit Wagner verbunden. Dabei hat die oberfränkische Stadt hier viel mehr zu bieten, gerade in 2016, wenn neben dem Reinheitsgebot eine riesige Landesgartenschau lockt, dazu weitere schöne Gärten, eine nette Altstadt und urige Kneipen.

Bayreuth hat auf mich einen ziemlich entschleunigten Eindruck gemacht, ziemlich relaxt und sympathisch. Und eben nicht nur Wagner.

Ich verrate Dir meine Tipps, was Du in Bayreuth nicht verpassen solltest. Bier und gutes Essen gehören in jedem Fall dazu:

1. Altstadt

Die Altstadt ist sehr entspannt und gemütlich. Die Prachtstraße führt vom Denkmal des Dichters Jean Paul Richtung Innenstadt und Du kommst auch unweigerlich an der Stadtkirche vorbei. Die beiden Türme sind mit einem Gang verbunden, was ich bisher so noch nicht gesehen habe.

Die Kirche ist schön schlicht, eben wie es sich für eine protestantische Kirche gehört. Mir ist das ehrlich gesagt lieber als eine überladene Rokoko-Kirche.

Wenn Du am Altar vorbeigehst und die Treppen heruntersteigst, kommst Du in die Fürstengruft. Dort befinden sich hinter einer Glaswand über 20 Sarkophage der Fürsten von Brandenburg-Bayreuth.

Teilweise sind es kleine Kindersärge, teilweise schon recht aufwändige prächtige Sarkophage.

Ob die Toten so begeistert davon sind, so präsentiert zu werden, ich weiß es nicht. Bevor man sie ausgestellt hat, wurde auch darüber wohl ganz gut debattiert, aber die Entscheidung ist so gefallen.

Schau Dir ruhig auch einmal die Fassaden in der Altstadt an, manche sind in schönem Jugendstil. Dafür kann ich mich ja begeistern und ich fand es schade, da nicht mehr zu sehen. Aber das ist wohl auch den Kriegszerstörungen geschuldet.

Bis voraussichtlich 2018 wird das grandiose Markgräfliche Opernhaus restauriert. Wenn Du in 2016 das UNESCO-Weltkulturerbe besuchen willst, wirst Du enttäuscht sein, denn Du wirst nichts von der Pracht sehen.  Du kommst zwar rein, aber außer Baugerüsten gibt es nichts zu sehen (Stand Juni 2016).

Informiere Dich also vorher, ob und wann Du es wieder besuchen kannst. Aber ich bin sicher, wenn es in neuer Pracht erstrahlt, wird es einfach umwerfend sein.

Überall in der Stadt wirst Du übrigens Wagner-Figuren sehen. Diese sind Etappen des Wagner-Weges, der Dich durch die ganze Stadt führt.

Es gibt auch eine App zu Bayreuth, die Dich mit den nötigen Infos versorgt.

Damit es nicht langweilig wird, ändert sich das Motto des Wagner-Weges (Way of Wagner) in jedem Jahr und Du kannst so immer andere Aspekte über Wagner und Bayreuth erfahren. In 2016 ist das Motto übrigens Wagners Tiere.

2. Schlossturm in Bayreuth

Vom Schlossturm am alten Schloss hast Du wirklich einen schönen Blick auf die Stadt. Leider hat der Krieg und die Bausünden der Vergangenheit einiges dazu beigetragen, dass die Altstadt nicht so romantisch und verwinkelt ist, wie sie es sicher einmal war.

Dafür kannst Du immer noch das Alte Schloss besichtigen und den Schlossturm solltest Du Dir nicht entgehen lassen.

Der Turm wurde übrigens nach Plänen von Leonardo da Vinci gebaut oder wurde zumindest von ihm inspiriert.

Das Besondere sind nämlich zwei Aufgänge. Ein Wendelgang windet sich an der Außenmauer entlang und innen im Turm ist in der Mitte eine Wendeltreppe.

Überall siehst Du noch die alten Zunftzeichen aus der Vergangenheit, wo sich die Baumeister verewigt und sich so ein Stück Unsterblichkeit gesichert haben.

Oben im Turm ist noch ein Nachbau des Zimmers des Turmwächters und Du hast einen schönen Blick auf die Innenstadt, die beiden Schlösser und die Opernhäuser.

3. Maisels Biergarten und Biereierlebniswelt

Die Brauerei Maisels kennst Du vielleicht vom Weißbier, aber holla, die Brauer hier haben deutlich mehr zu bieten.

In jedem Fall kann ich Dir die Führung durch die Biererlebniswelt empfehlen. Du erfährst in gut einer Stunde so einiges über die Kunst des Brauens, was es mit ober-und untergärigen Bier auf sich hat, was Malz ist, was es mit dem Reinheitsgebot auf sich hat und und und.

In Oberfranken gibt es übrigens die höchste Brauereidichte der Welt. Es gibt hier über 160 Brauereien und das ist schon eine ganze Menge für eine relativ kleine Region. Bayern gesamt hat etwa 600 Brauereien.

Das Beeindruckende an der Brauereierlebniswelt ist, dass hier nicht nur „normales“ Bier gebraut wird, sondern mit Maisels & Friends hat man in dieser Brauerei, die bereits in der vierten Generation im Familienbesitz ist, auch eine Art Experimentierbrauerei etabliert.

Der Chef Jeff Maisel hält nicht nur den Qualitätsstandard hoch, sondern will auch Vorreiter und Wegbereiter für Craft-Biere in Deutschland sein.

Das sind neue Biere, die zwar nach dem Reinheitsgebot gebraut werden, aber durch unterschiedliche Hopfensorten, unterschiedliche Hefen oder unterschiedlich lange Gärungen ganz verschieden schmecken.

Ich hätte es ja auch nicht geglaubt, aber es ist wirklich faszinierend, was man da trotz der „Beschränkung“ auf Hopfen, Wasser, Malz und Hefe an Nuancen zaubern kann. Das sind auch durchaus fruchtige Noten dabei wie beim Hoppy Amber Ale und da hatte ich dieser Art noch nie probiert.

Es gibt auch spezielle Barrique-Biere, die in Eichenfässern lagern und dann auch noch einmal ganz speziell schmecken. Damit Du auch mehr als eine Sorte probieren kannst, werden die meisten Biere untypisch in 0,3-Gläsern ausgeschenkt.

Du kannst dort bei wirklich leckerer Küche in „Liebesbier“ (ich empfehle noch als Nachtisch den Brownie mit flüssiger Füllung und Eis!) 120 Biersorten ausprobieren.

Zugegeben, es sind nicht alles lokale Biere, aber allein schon mit denen bist Du gut beschäftigt und wirst sicher von der Varianz beeindruckt sein. Ich war es zumindest und hatte wirklich die Qual der Wahl.

Da war es für mich auch bei den ganzen Unterschieden wirklich nicht weiter verwunderlich, dass es auch Bier-Sommeliers gibt und darunter auch wiederum Frauen. Das hat so gar nichts mit irgendwelchen Bier trinkenden Massen zu tun, sondern ist wirklich ein abwechslungsreiches Genussmittel.

Neben der modernen Brauerei gibt es auch einen schönen Biergarten, den Herzogkeller mit einer Bierhalle, wenn Du es lieber etwas rustikaler magst.

Da ist das Bier auch gut, aber die Auswahl ist deutlich geringer, was Bier und Speisen angeht. Lecker ist es hier aber auch.

4. Wagner in Bayreuth

An Wagner kommst Du in Bayreuth natürlich nicht vorbei.

Der Way of Wagner beginnt beim Wagner-Museum und endet am Festspielhaus.

Selbst wenn Du nicht viel mit Oper und Wagner anfangen kannst, solltest Du Dir diese beiden Sehenswürdigkeiten nicht entgehen lassen.

Das Wagner-Museum besteht aus einem modernen Gebäude mit wechselnden Ausstellungen, dem ehemaligen Wohnhaus Wahnfried und dem Siegfriedhaus, wo man sich mit der Rolle der Familie während des Dritten Reiches auseinandersetzt. So bekommst Du einen guten Einblick in sein Leben und Werk.

Mich hat ja die interaktive Partitur im modernen Museum begeistert. Du kannst in einem großen Buch Seiten umblättern und über einen Beamer werden immer die passenden Inhalte auf die weißen Blätter projiziert. Das Ganze ist noch dazu interaktiv. Wenn Du auf bestimmte Felder drückst, dann werden Videos abgespielt oder Du kannst beim Orchester bestimmte Instrumentgruppen einblenden. Wirklich super gemacht.

Was auch toll war, sind die Kostüme aus den unterschiedlichen Opern und unterschiedlichen Epochen und die detailreichen Mini-Bühnenbilder.

Im Wohnhaus kannst Du alle möglichen Alltagsgegenstände betrachten und natürlich darf auch Ludwig II nicht fehlen.

In einem Raum ist die Totenmaske des Königs und das Sterbesofa Wagners. Vielleicht ein wenig schräg, aber irgendwie passend.

Wagner ist übrigens auch hier im Garten beerdigt. Auf der marmornen Platte findest Du jedoch keinen Namen und keine Daten. Die Welt wird wissen, wer dort begraben liegt soll er einmal gesagt haben. Und er hatte damit auch irgendwie recht behalten.

Neben dem Wagner-Museum ist auch das Jean Paul-Museum, das Liszt-Museum und das Freimaurermuseum. Du hast also richtig viel Kultur an einem Fleck. Da kannst Du schon allein mindestens einen Tag zubringen, eher mehr.

Der Endpunkt des Way of Wagner ist das Festspielhaus. Das kannst Du im Winter besichtigen. Im Sommer werden keine Führungen angeboten, weil dann die Proben stattfinden. Die Generalproben sind übrigens kostenlos, aber auch da brauchst Du Karten. Mit ein wenig Glück bekommst Du sie online, aber genauso wie bei den regulären Karten musst Du schnell sein, denn sie sind immer ziemlich schnell ausverkauft.

In der unmittelbaren Nähe sind auch Gedenktafeln mit dem Motto „Verstummte Stimmen“.

Diese Ausstellung ist den jüdischen Künstlern gewidmet, die Winifred Wagner systematisch aus dem Ensemble rausgeschmissen hat, weil sie die Festspiele „frei von Juden“ haben wollte. Ich finde es gut, dass die Stadt auf diese Weise der Künstler gedenkt und sich auch kritisch mit der Vergangenheit der Festspiele auseinandersetzt.

5. Landesgartenschau

2016 fand in Bayreuth auch die Landesgartenschau statt. Von der Fläche her ist es die bisher größte Gartenschau und allein das macht sie so beeindruckend. Im Sommer werden dort auch regelmäßig Konzerte und Events stattfinden. Schau mal auf den Veranstaltungsplan und vielleicht kannst Du den Besuch mit einem tollen Konzert verbinden.
Überall sind auch Ruheinseln aufgebaut, so dass Du auch im Schatten entspannen kannst, wenn Du genug von der Lauferei hast. Der Rundweg ist 2,5 Kilometer lang, aber es gibt immer wieder unterschiedliche Areale, in denen Themen rund um Gärten und Pflanzen vertieft werden.

Auch hier geht es nicht ganz ohne Musik, denn das Motto ist „Musik für die Augen“.

6. Eremitage

Ich habe mir ja nie Gedanken darüber gemacht, woher die Bezeichnung Eremitage kommt, aber es war in der Vergangenheit einmal Mode, an den Höfen einen Eremiten zu beschäftigen und sich ein abgelegenes Schlösschen zu bauen, wo man sich vom anstrengenden adeligen Leben erholen und ein paar Tage Einsamkeit pflegen konnte.

Nun ja, schon ein wenig dekadent, aber Wilhelmine, die Gattin des Markgrafen Friedrich, hat mit dieser Parkanlage und den Pavillons, den neuen Ruinen und dem Schlösschen wirklich etwas Schönes geschaffen.

Der Park ist einfach herrlich und auch recht naturbelassen. Es ist eine wunderbare Oase der Ruhe und genau das richtige zum Durchatmen nach der vielen Kultur.

Wenn Du schon die Eremitage besuchst, dann solltest Du Dir die stündlich stattfindenden Wasserspiele vor dem Schloss ansehen. 30 Minuten später gibt es auch noch einmal Wasserspiele am Schwimmbad von Wilhelmine. Ich muss sagen, der Pool hätte mir auch gefallen, so wunderschön im Grünen gelegen.

Es gibt dort auch ein Restaurant, die Schlossgaststätte. Die Küche ist wirklich gut, das Personal wirklich zuvorkommend und schnell. In der Spargelsaison kann ich den Fränkischen Spargel mit der selbstgemachten Sauce Hollandaise empfehlen. Soooo lecker!

Organisatorisches:

Nach Bayreuth kommst Du mit dem Auto oder mit dem Zug. Wenn Du eine weitere Anreise hast und mit dem ICE kommst, dann musst Du in Nürnberg umsteigen und dann weiter mit dem Regionalzug fahren.

Übernachtet habe ich im Hotel Arvena. Mein Zimmer war riesig, superkomfortabel mit Schreibtisch und kostenlosen WLAN. Auch die Auswahl am Frühstücksbuffet war toll, auch mit frischem Obst, Müsli, Rührei und was Du sonst noch so alles magst.

Für einen Absacker am Abend bietet sich eine der urigen Kneipen in der Innenstadt wie das Mann´s Bräu an. Hier wird noch selbst für den Eigenbedarf und einige Händler gebraut. Wagner kannst Du übrigens auch hier wieder begegnen.

Die Kneipe hat Kultcharakter, das dunkle Bier ist lecker und die Wirtsleute sind fränkisch-herzlich.

Und jetzt Du: Warst Du schon einmal in Bayreuth, auch wenn Du kein Wagnerianer bist? Hast Du noch ein paar Tipps, was man dort noch machen kann? Oder Fragen? Dann ab damit in die Kommentare!
Bevor ich es vergesse, denke daran, dass Deine Grenzen nur im Kopf existieren.

{Offenlegung: Zu dieser Reise wurde ich von der Touristen-Info Bayreuth und Frankentourismus eingeladen. Vielen Dank dafür! Auf meinen Bericht hat das keinen Einfluss und mir wurden auch keine Vorgaben hinsichtlich des Inhalts gemacht.}

 
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