Als ich nach Katalonien gefahren bin, war die allgemeine Reaktion Begeisterung über Barcelona. Als ich jedoch erzählt habe, dass ich von Barcelona nur den Flughafen sehen werde, war das Erstaunen groß. Jep, jeder kennt die katalanische Metropole, aber das abwechslungsreiche Hinterland ist für viele terra incognita, unbekanntes Land.

Ich möchte Dir heute zeigen, wie abwechslungsreich Katalonien ist und Dir einige Tipps geben, was Du alles sehen und unternehmen kannst.

1. Gósol

Gósol ist ein freundlicher kleiner Ort in den Bergen, dessen Stadtkern Du schnell erobern kannst. Auf dem Marktplatz begrüßt Dich eine Statue einer Frau, die auf traditionelle Weise das Brot auf dem Kopf trägt. Von hier aus kannst Du einen kleinen Spaziergang zu den Festungsruinen starten. Der Weg ist nicht weit, aber viel ist nicht übrig, denn die Bewohner haben aus den Steinen ihre neuen Häuser gebaut. Die Aussicht auf die Berge und das Tal lohnen aber den kleinen Aufstieg.
Am Marktplatz gibt es auch ein liebevoll gestaltetes Museum, das sich vor allem Picasso widmet. Der Meister verbrachte in Gósol 3 Monate, in denen er über 300 Bilder malte, bevor er mit einem Freund und einer Eselkarawane nach Paris aufbrach.
Du wirst hier zwar keine Originale sehen, aber einiges über die Zeit von Picasso in Gósol erfahren und immerhin einige Reproduktionen sehen.

Mein Tipp: Schau in jedem Fall in dem kleinen Laden auf dem Weg zur Festung vorbei. Du kannst dort so ungefähr alles bekommen, Wein, Käse, Fleisch, Schokolade, Bücher, Nudeln, Reis, Müsli, Reiseführer, Obst, Gemüse und und und. Der Laden hat unglaubliches Flair, so viel schöner als die üblichen Supermärkte und die alten Damen dort sind herrlich.


2. Pedraforca

Der mystische Berg der Katalanen und seine Umgebung lädt zu Wanderungen, Mountainbiking und anderen Outdoor-Aktivitäten ein. Mit seinen zwei Gipfeln und dem tiefen Einschnitt dazwischen ist er schon ungewöhnlich, aber das kommt einfach daher, dass ein Engel die Festung eines Dämonen, der die Menschen hier terrorisiert hat, zerstört hat. So zumindest die Legende.
Für Kletterer ist die Gegend ein Paradies. Du findest Klettersteige in jedem Schwierigkeitsgrad, aber Du solltest für diese Abenteuer schwindelfrei sein. Eine gute Ausrüstung ist hier das A und O, als klettere bitte nicht auch auf den leichten Klettersteigen ohne entsprechende Sicherung.

3. Action im Abenteuerpark

Wenn Dir das Adrenalin bei den Klettersteigen nicht gereicht hat, dann kannst Du Deine Grenzen im Abenteuerpark von Activa Natura austesten. Ein Kletterwald mit etlichen Seilrutschen fordert Dich heraus. Ich muss zugeben, bei den ganzen schwankenden Planken und wackeligen Balken war mir nicht immer so ganz wohl, aber die Seilrutschen machen wirklich viel Spaß. Wenn Du Dich überwindest und dem Material vertraust. Höhenangst solltest Du auch hier nicht haben oder Dich dieser Angst stellen.
Wenn das immer noch nicht genug war, dann kannst Du auch noch Quad fahren. Aber Achtung, die Dinger gehen ab wie Hölle! Ein bisschen zu viel Gas und Du hängst in Deinem Vordermann.
Auf dem Gelände gibt es auch eine Art Militärcamp, in dem Du den Rambo in dir ausleben kannst, aber das lohnt sich nur, wenn Du mit einer größeren Gruppe unterwegs bist.

4. Montseny

Wenn Du es entspannter magst, dann solltest Du lieber in der Gegend um Montseny wandern. Die Wege durch die Korkeichenwälder sind angenehm und schattig. In den Wäldern leben auch viele Wildschweine, deren Spuren Du sehen kannst. Auf eine Begegnung mit ihnen solltest Du jedoch lieber verzichten, vor allem, wenn sie Frischlinge dabei haben.
Ein Spaziergang hier ist wunderbar entspannend und ein schöner Ausgleich zu den etwas anstrengendereren Aktivitäten.

5. Bergwerksmuseum von Cercs

In diesem Museum bekommst Du einen wirklich tollen Einblick in das Leben der Kumpel, die noch bis 1991 eingefahren sind. Du fährst ca. 500 Meter in den Stollen und läufst dann zum Eingang zurück. An verschiedenen Stationen erfährst Du, wie sich die Arbeitsbedingungen und die Technik verändert haben. Ich muss zugeben, das fand ich ganz nett, aber nicht sooo aufregend. Was mir wirklich gut gefallen hat, war aber das Museum an sich, in dem eine Bergmann-Wohnung nachgebildet war und eine Art Multimedia-Center. Dort kannst Du eine kleine Zeitreise unternehmen und z.B. Zeuge einer Unterhaltung von zwei holographischen Bergmännern zuhören, die gerade erfahren haben, dass das Bergwerk geschlossen wird. Ich fand das unheimlich gut gemacht, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet.

6. Segeln

Katalonien hat auch eine lange Küstenlinie. Hier kannst Du baden gehen, Strandspaziergänge unternehmen oder auch einen kleinen Segel-Törn machen. Einfach raus auf´s Meer, an den schnittigen Yachten der Reichen und Berühmten vorbei hinaus, die salzige Seeluft tief einatmen, herrlich. Vielleicht ist es auch ein wenig dekadent, aber es macht einfach Spaß. Wenn der Motor aus ist und Du nur das Flattern der Segel hörst, die Wellen und den Wind, dann kommt zumindest bei mir schon ein ziemliches Gefühl von Freiheit auf. Sail away…
Wenn Du ganz viel Glück hast und es die richtige Zeit ist, siehst Du vielleicht sogar Delfine!
2 Stunden solltest Du für einen Segeltörn schon einplanen, damit es sich lohnt.

7. CRAM

Die Auffangstation von CRAM liegt in direkter Nähe zum Flughafen von Barcelona und kann nur nach Voranmeldung besucht werden. Das ist auch ok, denn es ist eben kein Zoo oder Wildpark. Hier arbeiten viele Freiwillige und einige wenige Angestellte mit viel Engagement daran, verletzten Vögeln und Meeresschildkröten das Leben zu retten. Sie erzählen Dir bereitwillig und mit viel Leidenschaft von ihrer Tätigkeit hier und von den Herausforderungen, vor denen sie in ihrer Arbeit stehen. Es gibt ein kleines Besucherzentrum, in dem Du Dich über alles informieren kannst. Natürlich kannst Du auch einige Meeresschildkröten sehen, die leider nicht mehr ausgewildert werden können. Immerhin hast Du so in jedem Fall die Chance, sie aus nächster Nähe zu sehen.
Mich hat das CRAM wirklich beeindruckt und auch die Hingabe der Mitarbeiter. Es ist in jedem Fall ein Projekt, das Unterstützung verdient.

8. Höhle von Montserrat

In den Hügeln nicht weit von Barcelona liegen die Höhlen und das Kloster von Montserrat. Das Kloster konnte ich leider nicht mehr besuchen, die Zeit war leider zu kurz, aber die Höhlen waren auch wirklich toll. Es sind keine Tropfsteinhöhlen im klassischen Sinn, auch wenn Du Tropfsteine siehst. Du quetschst Dich durch schmale Durchgänge, krabbelst durch niedrige Gänge, um dann wieder in großen Hallen zu stehen und zu staunen. Was mir wirklich gut gefallen hat war, dass ich nicht nur blanken, glatten Felsen gesehen habe, sondern die Höhlen sahen teilweise so aus, als ob sie aus roter Erde und Kieselsteinen gebacken worden wären. Dazwischen waren dann auch wieder Schichten aus roter Erde, wie ein geschichteter Kuchen, toll.
Die Führung geht ca. 500 Meter in die Erde hinein und ist wirklich lohnenswert.

Wie kommst Du hin?

Von München fliegst Du etwa 2 Stunden nach Barcelona, z.B. mit Vueling oder Germanwings. Ich würde Dir raten, gleich vom Flughafen aus einen Mietwagen zu nehmen, denn vor Ort ist es die einfachste und beste Möglichkeit, von Ort zu Ort zu kommen.

Wo kannst Du übernachten?

Ich habe auf Campingplätzen in kleinen Hütten übernachtet. Die Hütten hatten alle eine kleine Küche und ein eigenes Bad, so dass ich mir nicht die sanitären Anlagen mit unbekannten Menschen teilen musste. Ich fand das wirklich sehr angenehm.
Vor allem der Campingplatz Repos del Pedraforca war toll, allein schon wegen dem tollen Blick auf den Pedraforca..
Überall gab es auch entsprechende Möglichkeiten, sich zu verpflegen und leckeres Essen.

Noch ein paar zusätzliche Tipps

Katalanisch ist eine eigene Sprache und Du wirst vor allem auf dem Land nur katalanische Bezeichnungen und Schilder finden. Die Katalanen sprechen auch Spanisch, aber wenn Du sie verblüffen und begeistern willst, dann lerne ein paar Brocken Catalan.
Bezeichne die Katalanen nicht als Spanier, da sind sie sehr empfindlich. Überall und vor allem auf dem Land wirst Du die katalanische Fahne sehen, denn die Katalanen wollen von Spanien unabhängig werden.
Sobald Du Barcelona verlässt, kann es auch mit Englisch eng werden. Oft sind z.B. auch die Speisekarten nur in Catalan und vielleicht auch noch in Spanisch geschrieben. Auf den Campingplätzen ist man etwas internationaler, aber in die kleinen Dörfer verirren sich zu selten Touristen, da sind die Katalanen meist unter sich.
Wenn Du wandern gehst, solltest Du ordentliche Schuhe haben, denn die Wege können nach einem Regenguss ziemlich rutschig sein.

Ich hoffe, ich habe Dir etwas Lust gemacht, Katalonien zu entdecken. Ich werde sicher noch einmal hinfahren, denn die Menschen sind wirklich nett, das Essen lecker, die Natur grandios und Barcelona will ich mir jetzt auch endlich einmal ansehen.

Bevor ich es vergesse, denke daran, dass Deine Grenzen nur im Kopf existieren.

{Offenlegung: Zu dieser Reise wurde ich vom Barcelona Province Tourism Board und dem Spanischen Fremdenverkehrsamt eingeladen. Vielen Dank dafür! Auf meinen Bericht hat das keinen Einfluss und mir wurden auch keine Vorgaben hinsichtlich des Inhalts gemacht.}

 
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