Wenn Du denkst, der Artikel ist wegen der Überschrift nur etwas für Männer, dann irrst Du Dich.

In Franken gibt es zum Beispiel die drei Bierbrauerinner von Holladiebierfee.

In frühen Tagen war das Bierbrauen meist reine Frauensache. Vor dem Reinheitsgebot kamen Kräuter wie Gundermann, Schafgarbe, Johanniskraut, Holunder und noch viele andere ins Bier. Hildegard von Bingen hat sich als erste wissenschaftlich mit der Bierbrauerei auseinandergesetzt.

Auch im alten Ägypten war das Bierbrauen Männern verboten.

Hopfen kam übrigens erst recht spät zum Bier dazu. Irgendwann einmal hat man entdeckt, dass Hopfen auch desinfizierende Wirkung hat und das Bier hält sich damit länger. Das waren die Anfänge des Reinheitsgebots.

Bier ist also keine reine Männerdomäne und Kulmbach hat auch mehr zu bieten, als Bier und Brauereien, auch wenn das doch einen guten Anteil ausmacht.

Stadtrundgang

Ich bin ja inzwischen wirklich ein Fan von historischen Stadtführungen.

Die Menschen, die diese Führungen machen, leben Geschichte. Sie sind mit einer unheimlichen Leidenschaft und Begeisterung dabei, wissen unheimlich viel und der Spaß, den sie bei der Führung haben, überträgt sich dann auch auf die Besucher.

In Kulmbach kannst Du mit Herrmann Müller als Henker oder Stadtbüttel unterwegs sein.

Es geht an dem Weißen Turm und „Bürgerloch“, dem früheren Gefängnis vorbei zum Marktplatz.

Dort ist auch das Rathaus mit seiner schönen Rokoko-Fassade. Die Gassen dahinter mit ihren Fachwerkhäusern vermitteln dann wieder mehr eine mittelalterliche Atmosphäre.

Ein Highlight ist sicher das alte Badhaus aus dem 14. Jahrhundert. In Deutschland gibt es nur acht Badhäuser, die erforscht und restauriert wurden.

Du siehst noch die alten Mauern und bekommst einen ganz guten Eindruck. Die Bader waren ja früher die Ärzte der armen Leute und hatten schon ein großes Wissen, aber ganz ehrlich, krank werden im Mittelalter mit den doch etwas rabiaten Methoden…. Da haben unsere Vorfahren schon so einiges mitgemacht.

Dabei ist noch eine kleine Ausstellung und eine Werkstatt eines Büttners, denn als Badhaus wurde das Gebäude bis zum 19. Jahrhundert genutzt.
Der Bedarf an Fässern war in Kulmbach doch recht groß und die Fässermacher (Büttner, Schäffler, Küfer, Binder, Böttcher, alles meint dasselbe) hatten lange ein gutes Auskommen.

An dem Prinzessinnenhaus geht es dann weiter zur Petrikirche und dann in den Berg hinein.

Der Festungsberg ist durchlöchert wie ein schweizer Käse, denn als es noch keine Kühlschränke gab, musste ja das Bier irgendwo gelagert und gekühlt werden.

Daher hat man auch meist nur in der kalten Jahreszeit gebraut, weil das Bier sonst einfach zu schnell verdorben wäre.

Die Stollen kannst Du immer noch besichtigen, aber als Lagerraum zumindest die öffentlich zugänglichen nicht mehr genutzt.

Innen ist es konstant ca. 7 Grad kalt, also schon recht frisch, wenn Du reinkommst. Aber einen Schluck Kulmbacher Bier dort trinken und der Legende von der eingemauerten Baumeistertochter lauschen, da hat schon was.

Weiter geht es dann durch kleine Gassen am Roten Turm (wird gerade restauriert) vorbei zum Ausgangspunkt.

Wenn Du nicht an einer Führung teilnimmst, dann kannst Du auch so bis auf die Stollen alles anschauen.

Das Badhaus ist vom Freitag bis Sonntag zwischen 13 und 17 Uhr geöffnet.

Lass Dich einfach durch die Gassen treiben und genieße dann im Cafe am Marktplatz ein Eis oder eine Latte Macchiato. Der Stadtkern ist klein und überschaubar, aber wirklich sehenswert.

Plassenburg

Hoch über der Stadt thront die Plassenburg.

Von oben hast Du einen tollen Blick auf die Stadt und die nicht ganz so pittoresken Industriegebiete. Für so einen kleinen Ort hat Kulmbach viel Gewerbe, allen voran natürlich die Kulmbacher Brauerei, IREKS mit Bäckereitechnik und Raps mit Gewürzen.

In der Plassenburg gibt es auch das größte Museum der Welt für Zinnfiguren.

Meines ist das nicht so wirklich, aber der tolle Innenhof und der Blick lohnen in jedem Fall den Aufstiege, denn mit dem Auto darfst Du nicht hinauffahren. Es gibt aber immerhin einen Shuttlebus vom Zentralparkplatz.

Museen im Kulmbacher Mönchshof

Auf dem Gelände der Kulmbacher Brauerei gibt es inzwischen drei Museen, das Bayerische Brauerei- und Bäckereimuseum und das Deutsche Gewürzmuseum. Zusammen mit der Brauereigaststätte und dem leckeren Essen kannst Du allein dort locker einen Tag verbringen.

Bei mir hat die Zeit leider nur für das Brauereimuseum gereicht, aber das Gewürzmuseum hätte mich auch noch interessiert.

Aber Kulmbach ist gerade einmal mit dem Zug drei Stunden weg, mit dem Auto geht es sicher schneller, da werde ich wohl noch einmal für ein Wochenende herkommen.

Im Brauereimuseum gibt es auch eine kleine Schaubrauerei, wo Du hautnah den Brauprozess im Rahmen eines Tagesbierseminars verfolgen kannst.

Das Museum selbst ist auch wirklich gut gemacht mit unheimlich vielen Schautafeln, an denen der Brauprozess erklärt wird.

Dort gibt es auch das älteste Biergefäß Deutschlands, eine 3000 Jahre alte Bieramphore aus der Keltenzeit, die in der Nähe von Kulmbach gefunden wurde.

Und wenn Du dachtest, die Bayern hätten das Bier erfunden, dann wirst Du dort erfahren, dass schon die alten Sumerer und Ägypter vor mehr als 6000 Jahren Bier gebraut haben.

Ich fand besonders die Informationen zu den rituellen Verwendungen von Bier in anderen Kulturen interessant und dass früher die Glaskrüge mit der Hand bemalt wurden.

Wenn ich mir so vorstelle, da mit feinen Pinseln die Kunstwerke aufs Glas zu bringen, da brauchst Du schon eine ruhige Hand. Da ist nichts mit einen Gerstensaft zur Stärkung…

Eine Museumsführung schließt natürlich auch mit einer kleinen Bierprobe ab.

Das leckere Bier kannst Du natürlich auch im Museumsshop kaufen.

Da das Bier naturtrüb ist und nur in kleinen Chargen hergestellt wird, hält es sich auch nur etwa einen Monat, deutlich kürzer als das Bier, das Du im Supermarkt kaufen kannst. Dafür schmeckt es besser und Du bekommst es in einer beeindruckenden Ein-Liter-Flasche.

Kommunbräu

Die Kommunbräu von Frank Stübinger ist eine kleine Genossenschaftsbrauerei und definitiv einen Besuch wert.

Am schönsten ist es an einem Sommerabend, wenn Du Dich in den Biergarten setzen kannst. Der Bach murmelt schön, das Essen ist gut und die Biere noch besser.

Du kannst Dich natürlich auch dort durch die einzelnen Sorten testen. Mein Favorit war das Helle, das ein wenig fruchtig schmeckt.

Im Gastraum sind auch die Braukessel untergebracht und die Kommunbräu ist die kleinste Brauerei der Stadt.
Jeden Monat wird neben den Stammbieren ein besonderes Bier gebraut und so kannst Du das ganze Jahr immer wieder ein neues Bier testen. Wenn Du am ersten Mittwoch eines Monats dort bist, dann gibt es Freibier vom Monatsbier.

Der Chef selbst führt nach Anmeldung auch selbst einmal gern durch sein kleines Reich und erzählt dabei viele Anekdoten rund um die kleine Brauerei und ihre Entstehung. Das solltest Du Dir auf keinen Fall entgehen lassen und auch nicht die Bierprobe.

Die Kommunbräu ist aus einer Schnapslaune entstanden als Gegenbewegung zur Industrialisierung des Bieres und zur Pflege der fränkischen Bierlandschaft.

Früher gab es in Kulmbach ganze 26 Brauereien und das bei einer Einwohnerzahl von ca. 27.000 Menschen. Daher kommt auch der Ruf als heimliche Bierhauptstadt, denn wo sonst war die Dichte pro Einwohner so hoch?

Mittlerweile gibt es in der Stadt unter dem Dach der Kulmbacher Brauerei mit dem Kulmbacher, EKU und Mönchshof und daneben eben das leckere Bier der Kommunbräu.

Organisatorisches

Mit dem Zug erreichst Du Kulmbach nur mit dem Regionalzug, am besten über Nürnberg und Bayreuth.

Mit dem Auto geht es über die A 9 München – Berlin (Ausfahrt Bayreuth/Kulmbach), die A 70 Bamberg/Bayreuth (Ausfahrt Kulmbach/Neudrossenfeld) oder über die Bundesstraße B 85 nach Kulmbach.

Ich habe im Flair Hotel Dobrachtal ein wenig außerhalb übernachtet.

Das Hotel liegt idyllisch an einem Bach und morgens kann es schon passieren, dass Du von schnatternden Enten geweckt wirst.

Mein Zimmer war klein, aber gemütlich und das Frühstück sehr lecker, vor allem der hausgemachte Kuchen. Bei schönem Wetter kannst Du auch draußen auf der Terrasse sitzen.

Das Hotel hat auch ein Schwimmbad, wo Du ein paar Bahnen ziehen kannst, um die ein oder andere Bier-Kalorie wieder loszuwerden.

Und jetzt Du: Warst Du schon einmal in Kulmbach? Hast Du noch ein paar Geheimtipps, was man dort noch machen kann oder kennst Du eine weitere urige Kneipe? Oder hast Du Fragen? Dann ab damit in die Kommentare!
Bevor ich es vergesse, denke daran, dass Deine Grenzen nur im Kopf existieren.

{Offenlegung: Zu dieser Reise wurde ich von der Touristen-Info Kulmbach und Frankentourismus eingeladen. Vielen Dank dafür! Auf meinen Bericht hat das keinen Einfluss und mir wurden auch keine Vorgaben hinsichtlich des Inhalts gemacht.}

 
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