Premiere – Backpacking ganz allein

Meine erste Reise ganz allein und auf eigene Faust führte mich 1992 nach Südostasien, genauer gesagt nach Thailand, dem alten Königreich Siam. Nachdem mein Flieger mit mehrstündiger Verspätung endlich in die Luft ging, war ich am frühen Nachmittag des nächsten Tages in Thailand. Eine gute Stunde nach der Landung saß ich schon im Zug nach Ayutthaya, denn es war fast egal, ob ich erst nach Bangkok und dann in den Norden reisen wollte oder mich gleich auf den Weg machen. Und den Großstadtmoloch wollte ich mir erst später geben. In Ayutthaya lernte ich 3 Deutsche kennen, mit denen ich am nächsten Tag einen Ausflug nach Bang Pa In machte. Kleine Ausflüge mit einem gemieteten Pickup, einer Motor- oder Fahrradrikscha sind in Thailand kein Problem und eine angenehme Art, die Städte, die nähere Umgebung und die Sehenswürdigkeiten kennenzulernen.

Man hat einen Privatchauffeur und kann sich so viel Zeit nehmen, wie man möchte, wenn man erst die nervigen Preisverhandlungen hinter sich gebracht hat und bereit ist, den ein oder anderen Abstecher zu diversen Shops in Kauf zu nehmen, denn die Fahrer bekommen Geld dafür, wenn sie Touristen herbeischaffen, egal, ob die dann etwas kaufen oder nicht. Aber zurück zu unserem Ausflug nach Bang Pa In. Der kleine Ort ist die frühere Sommerresidenz der thailändischen Könige und zum Teil sehen die Gebäude sehr europäisch aus, die Hecken sind so beschnitten, dass sie Tiere darstellen. In die Palastgebäude darf man leider nicht, aber dafür habe ich hier die ersten Geisterhäuschen gesehen. Das sind, je nach Wohlstand der Bewohner, kleine oder große Häuschen auf einem Pfahl, in die die Geister des jeweiligen Ortes ziehen können, wenn Menschen dort ein Haus bauen. Wenn sie nämlich keine alternative Wohnstätte angeboten bekommen, kann das recht unangenehm werden. Die Menschen sorgen für die Geister mit Räucherwerk, Blumen, Reis etc. und bringen ihnen kleine „Bestechungsgeschenke“ dar, ein kleines Auto zum Beispiel. Eben das, was die Bewohner selbst gern hätten. Vielleicht hilft´s ja und schaden kann es in keinem Fall.

Den Nachmittag verbrachte ich dann allein mit der Erkundung Ayutthayas. Die Stadt war über 400 Jahre lang vor Bangkok Hauptstadt von Siam und wurde 1767 von burmesischen Truppen so zerstört, dass sich ein Wiederaufbau nicht gelohnt hat. Heute stehen Ruinen von Tempeln und Palästen zwischen den Häusern, so dass das eine merkwürdige Mischung ergibt. Auf meiner Tour besuchte ich die ersten der unzähligen Buddhas und alte Tempelanlagen. Interessant fand ich, dass die meisten der Buddhastatuen innerhalb der Ruinen heute noch verehrt werden und die Thai sie immer noch mit kleinen Plättchen aus Blattgold bekleben, um ihren Wünschen und Bitten mehr Nachdruck zu verleihen.

Die Tempeltour geht weiter – Königsstadt Sukhothai

Am nächsten Morgen ging es mit dem Bus weiter nach Sukhothai. Ich war die einzige Touristin in dem Bus und da die Schilder meist auf Thai waren, fragte ich mich irgendwann, wie soll ich bloß in aller Welt wissen, wann ich aussteigen muss. Als in etwa die im Reiseführer angegebene Zeit vorbei war, fing ich an, meine Mitreisenden mit „Sukhothai?“ zu löchern und irgendwann haben sie dann genickt. Und, tatsächlich, das war nicht um die nervige Touristin loszuwerden, sondern ich war tatsächlich am Ziel. Sukhothai hatte übrigens ein ähnliches Schicksal wie Ayutthaya, denn die Stadt (heute: Old Sukhothai) war auch mal Hauptstadt (im 13 Jhdt.), wurde dann aber schon bald im 14. Jhdt. dem mächtigen Ayutthaya angegliedert. Das historische Areal gehört übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe, es lohnt sich also, einen Abstecher zu machen. Old Sukhothai befindet sich übrigens 11 km von New Sukhothai, wo man wohnen kann. Mit einem Bus hinzukommen ist aber kein Problem. Ich habe damals die Besichtigung zu Fuß gemacht, aber ich kann eigentlich jedem nur empfehlen, sich ein Fahrrad zu mieten, denn das Areal ist ganz schön weitläufig und es dauert, wenn man sich die Hauptsehenswürdigkeiten und dazu ein paar Buddhastatuen, die etwas abgelegen sind, anschauen möchte. Mir haben die Füße ganz schön wehgetan…

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